"Egon Schiele - Leben und Werk"
Multimedia-Vortrag von Volker Nemitz im Rosencafé in Brunshausen
Nachdem Volker Nemitz im November letzten Jahres Gustav Klimt vorgestellt hatte, wird er nun über den Freund und Verehrer Klimts, den Maler Egon Schiele erzählen.
Egon Schiele (1890 – 1918) ist nur 28 Jahre alt geworden. Das Werk, das er in seinem kurzen Leben schuf, fasziniert und verstört bis heute: Denn Schiele setzt sich so intensiv und schonungslos wie kaum ein anderer mit dem menschlichen Körper auseinander.
Anders als sein Mentor Gustav Klimt verzichtet Schiele auf alles Dekorative: Keine phantasiereiche Garderobe, kein definierter Hintergrund lenken von den Körpern der Männer, Frauen und Kinder ab, die ihm Modell stehen.
Deutlich wie kaum ein anderer stellt der Maler die Körper dar: magere Leiber mit den hervortretenden Knochen, die Haut, die in fahlen Verwesungstönen dargestellt ist, dazu oft die aufreizende Entblößung des Geschlechts. Dennoch sind die Bilder nicht erotisch. Es ist keine sexuelle Nacktheit, es ist eine existentielle Nacktheit. Es geht Schiele um den Menschen, der nackt dem Betrachter gegenüber steht – der fast brutal entblößt dort steht und seinen Platz im Leben finden möchte.
Schiele wollte Grenzen überschreiten, Tabus und Sehgewohnheiten brechen. Er spielte mit der Provokation und löste Skandale aus.
Hinter der Provokation und der Bürgerschreckhaltung stand die Suche nach neuen Möglichkeiten zum Ausdruck von Empfindungen und Seelenzuständen, nach Gestaltungsformen, die imstande waren, den Menschen in seinen Grundfesten zu erschüttern. Eine bedrückende seelische Realität war das Ergebnis.
Immer wieder schuf er auch fast bizarre Selbstporträts.
Schiele geht es um die menschliche Existenz, die er, frei von jeder Ablenkung oft in seltsamen Verrenkungen zeigt.
Statt - wie in der Kunst üblich - Schönheit und Perfektion zu zeigen, präsentiert Schiele unvollkommene und beschädigte Körper: Menschen, die verletzlich, nackt und schutzlos nach sich selbst und ihrem Platz in der Gemeinschaft suchen. Ein Tabubruch mit persönlichen Folgen, über die Volker Nemitz berichten wird.