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Vorführung eines Steindrucks von Micha Kloth

Mit dem KKB  in der Klosterwerkstatt  Lamspringe

 

Dass die begrenzte Teilnehmerzahl bei dem vom Kunstkreis Kloster Brunshausen organisierten Werkstatt- und Atelierbesuch im Kloster Lamspringe am 6. Juni 2012 überschritten war, zeugte von einem großen Wissensdurst der gekommenen Kunstinteressierten.


Micha Kloth, Maler und Graphiker mit internationalen Lehraufträgen für manuelle Drucktechniken, erklärte bei einer Druckvorführung die Möglichkeiten der künstlerischen Lithographie.


Kloth begann nach der Realschule eine Ausbildung beider Hildesheimer Zeitung und arbeitete 16 Jahre lang in der Lamspringer Druckwerkstatt E.A. Quensen, wo er bedeutende Künstler von Rang und Namen wie Baselitz, Grützke, Immendorf, Allan Johns u.v.a. druckgraphisch begleitete. Mit Aufgabe der Quensen – Druckerei machte er sich selbständig.

 

Der Steindruck ist das älteste Flachdruckverfahren. Es wurde 1798 von Alois Senefelder erfunden und war im 19. Jahrhundert die einzige Drucktechnik, die größere Auflagen farbiger Drucksachen  ermöglichte und wurde bis um 1930 für verschiedene Drucksachen angewandt, wurde jedoch allmählich vom Offsetdruck abgelöst und wird heute nur noch im künstlerischen Bereich eingesetzt. Der Steindruck ist für die heutige Massenproduktion ungeeignet und unwirtschaftlich.

 

Micha Kloth berichtete, dass sich der Solnhofener Schiefer als bestes Material vom Kalkschiefer für eine Lithographie handelt. Mit hingebender Lebhaftigkeit  demonstrierte er, wie nun der Stein präpariert werden muss, bevor die Zeichnung oder das Gemälde manuell problemlos auf den Stein übertragen wird. Was die Zeit und die Konzentration anbetrifft, ist das ganze Verfahren recht aufwendig.


Der künstlerische Lithographie wird unabhängig davon, ob es nun ein neuer oder ein schon benutzter Stein ist, mit einem ungefähr gleich großen Stein oder einer Schleifmaschine je nach der geplanten Zeichentechnik glatt geschliffen, mit Sand (Quarzsand) gekörnt oder poliert. Anschließend beschreibt Kloth, wie die Zeichnung oder das Gemälde mit Fettkreide, Fettstift oder fettiger Tusche seitenverkehrt direkt auf den Stein oder mit einer Matrize aufgetragen wird.

 

Die zeichnungsfreie Fläche des Steins wird nun mit einem Gemisch aus Salpetersäure, Gummi arabicum und Wasser mit einem Schwamm aufgetragen, welches „Ätzen“ genannt wird. Die nichtdruckenden Teile des Steins werden damit wasseraufnahmefähig und damit fettabstoßend während die fettfreundlich druckenden Partien, also die Zeichnung, in ihrer Eigenschaft verstärkt werden und fettaufnahmefähig bleiben.

 

Der Stein wird immer wieder befeuchtet. Anschließend wird die fette Druckfarbe mit einer Walze aufgetragen, welche an der fettigen Zeichnung haften kann. Auf die Druckpresse gelegt, hat Micha Kloth nun den Stein mit einem speziell beschichteten Druckpapier belegt, betätigte die Presse, so dass die Zeichnung durch den hohen Druck auf das Papier übertragen wurde. Bei einer Farblithographie werden dann die einzelnen Farben gesondert auf das Blatt gebracht. Dieses künstlerische Handdruckverfahren hat sich seit 200 Jahren kaum technisch verändert.

 

Die Lithographie erlaubt ein breites Spektrum an individueller künstlerischer Handschrift, da sie durch Feder und Kreidezeichnungen sehr graphisch werden kann, aber auch durch Pinsel und Lithotusche sehr hohe malerische Qualitäten erlangt. Die Geschichte der Lithographie ist eng verbunden mit den Namen der bedeutendsten Künstler: Toulouse-Lautrec, Chagall, Munch, Kirchner, Daumier, Picasso, Dali, Mucha und viele andere mehr.


Die Besucher Micha Kloths folgten aufmerksam, ja fast angestrengt der hochinteressanten Vorführung mit den entsprechenden Erklärungen zum Verfahren, wie eine Lithographie oder Steindruck entsteht und damit ist für manchen Besucher auch das Verständnis gereift ist, dass der Preis für den Erwerb einer guten Lithographie durch das aufwendige Verfahren gerechtfertigt ist.