Mit dem Kunstkreis auf Otto-Modersohn-Fahrt nach Fischerhude und Worpswede

Nach schon vier gelungenen Fahrten dieses Jahres : zur Chagall-Ausstellung nach Hamburg im Januar, zur Giacometti-Ausstellung nach Wolfsburg im Februar, zur „Duckomenta" nach Hildesheim im April sowie zu William-Turner-Ausstellung nach Hamburg im Juli besuchte nun der Kunstkreis Kloster Brunshausen e. V. am 1. Oktober 2011 mit einer großen Gruppe von 49 Kunstinteressierten aus Bad Gandersheim und Umgebung die beiden Künstlerdörfer Fischerhude und Worpswede bei Bremen unter dem Titel „Otto Modersohn“.


Der Reisebus startete um 7:3o Uhr vom Domänenhof. Planmäßig am Otto-Modersohn-Museum in Fischerhude angekommen, konnten die Teilnehmer nach Belieben mit oder ohne Audioguide ein außergewöhnlich umfangreiches malerisches und zeichnerisches Werk des Künstlers Otto Modersohn (1865 bis 1943) betrachten, dessen Name der Künstlerkolonie Worpswede als Mitbegründer eng verbunden ist. Die Gemälde und Zeichnungen wurzeln im 19. Jahrhundert und stellen sich zwar in die Tradition der französischen Landschaftsmaler, können aber keiner kunsthistorisch Strömung zugeordnet werden.

 

Modersohn hat sich dem Expressionismus nie angeschlossen oder auch nur genähert, so wie er sich von allen Avantgarden ferngehalten hat und sich dem Jugendstil der Jahr-hundertwende nicht verpflichtet fühlte. Er revoltierte schon früh gegen den Akademismus. Sein Gesamtwerk zeichnet sich durch seine bewusste Enthaltsamkeit und Resistenz gegenüber den verlockenden wechselnden Moden und zeitgenössischer Aktualität aus. Er galt als Einzelgänger, welcher seine Ziele mit den Begriffen Einfachheit, Intimität und Innerlichkeit definierte und seine kreative Kraft aus der geistigen Versenkung in der Natur schöpfte.

 

Als er 1895 mit Fritz Mackensen, Hans am Ende, Fritz Oberbeck und Heinrich Vogler zum ersten Mal als Künstlergruppe in der Bremer Kunsthalle ausstellte, wurde er in der Presse als „Apostel des Hässlichen“ beschimpft. Aber danach zeigte sich in München der erste große Erfolg sowie der nationale und internationale Durchbruch. Rilke schrieb: „Otto Modersohn konnte nicht leben ohne die unaufhörliche innige Berührung mit den Revieren der Bäume, der Wiesen, der stillen Wasserflächen, in dem alle Träume und alle Sehnsucht sofort die Gestalten einer Landschaft annehmen.“


Die Ausstellung ist unterteilt in die 3 Lebensabschnitte: „Jugend- und Akademiezeit“, „Worpswede“, welches mit der Entdeckung dieses Ortes durch Fritz Mackensen und eben Otto Modersohn im Sommer 1989 einsetzt, und „Fischerhude“, welches die Jahre nach 1908 darstellt, als der nunmehr 43-jährige Worpswede verlässt und nach Fischerhude zieht. Diese Zeit schließt auch jene Bilder ein, die während Modersohns Reisen nach Franken in den 20-er Jahren und im Allgäu entstanden sind. Die Natur bildete für Otto Modersohn die „Grammatik“, die er zeichnend unermüdlich studierte.

 

Daneben entstanden Hunderte von freien, der Phantasie entsprungenen Kompositionszeichnungen, die das in der Natur Gesehene mit meist nur drei Stiften min Kohle, Kreide und Rötel auf einfachen meist kleinformatigen Papieren verdichteten. Umfangreich ist der Komplex der Zeichnungen, welche abends am Tisch im schwachen Schein der Petroleumlampe im Zustand höchster Ruhe und Konzentration ent-standen.

 

Für seine Frau Paula waren sie das „ Schönste, Einfältigste, das Zarteste und Gewaltigste“ von Ottos Kunst. Im Gegensatz zur akademischen Kunst suchten er und seine „Worpsweder“ Freunden nach dem „Natürli-chen, dem „Ursprünglichen“. Sie machten „Zurück zur Natur“ nach dem Vorbild der Franzosen des 19. Jahrhun-derts (Rousseau, Corot, Millet) zum Programm. Ottos Sehnsucht zur Natur war dermaßen stark, dass er in Fi-scherhude seine neuen Einsichten in seinen Landschaftsbildern umsetzte.


Mit den vielen tiefen Eindrücken von Otto Modersohns überzeugend beherrschter Landschaftsmalerei setzte die Kunstkreisgruppe nach dem Museumsbesuch die Fahrt nach Worpswede fort, wo nach einer größeren Mit-tagspause noch ein geführter Spaziergang unter dem Titel: „Vom Bauerndorf zum Künstlerdorf“ durch den Ort auf dem Programm stand. Für diejenigen, welche den Künstlerort schon kannten, stand die Zeit von 13:00 bis 18:00 Uhr zum Besuch der Künstlerateliers, zum Bummeln, zum Spaziergehen und zum Kaffeetrinken zur freien Verfügung, wozu ja auch das herrliche Herbstwetter einlud.


In sichtlich guter Stimmung oder vielleicht müde vom langen Tag mit den unterschiedlichsten Erlebnissen und vielleicht interessanten Einkäufen trafen alle wie verabredet gegen 18.00 Uhr am Bus ein, um die Rückkehr nach Bad Gandersheim anzutreten. Angetan vom Kunstgenuss sowie vom großen Interesse der Mitfahrer wird der Kunstkreis Kloster Brunshausen demnächst wieder interessante Ausstellungsbesuche anbieten, welcher dann wieder frühzeitig durch die örtliche Presse angekündigt werden.