Entschleunigung im Kunstmuseum Wolfsburg

Das Kunstmuseum feiert sich selbst. Diesen Eindruck kann man bekommen, wenn sich das Kunstmuseum Wolfsburg nun als „Ort der Entschleunigung" anpreist und „Raum und Zeit für Reflexion anbietet - Zeit, die in unserer Gesellschaft zunehmend fehlt".

 

Es steckt aber mehr dahinter. Die Wolfsburger halten sich nicht mit der Larmoyanz über hektische Zeiten auf, in denen das Museum Zuflucht biete, sie thematisieren die Ruhe und das Innehalten in ihrer neuen Schau „Die Kunst der Entschleunigung. Bewegung und Ruhe in der Kunst von Caspar David Friedrich bis Ai Weiwei", die von bis zum 9. April 2012 zu sehen ist.

 

Die präsentierten Werke sind in ihrer Auswahl und Gegenüberstellung durchaus widersprüchlich. Schienen die Avantgarde-Bewegungen von 1900 an Fortschritt und Geschwindigkeit oft ungebrochen zu feiern, so zeigt die Ausstellung, dass mit diesen künstlerischen Strömungen auch immer eine Suche nach der Ästhetik der Langsamkeit verbunden ist. Dazu präsentiert das Kunstmuseum Werke zeitgenössischer Künstler wie Andreas Gursky oder Hussein Chalayan. Dessen Videoinstallation „Place to Passage" von 2003 etwa reflektiert das neue Lebenstempo mit Hilfe einer simulierten Hochgeschwindigkeitsreise.

  

Kunstkreis Kloster Brunshausen fährt nach Wolfsburg

Nach dem Ausstellungsbesuch „Picasso 1905 in Paris“ in Bielefeld bietet der Kunstkreis Kloster Brunshausen im neuen Jahr einen weiteren Kunstgenuss mit einer Fahrt zu der Ausstellung unter dem Titel „Kunst der Entschleunigung. Bewegung und Ruhe in der Kunst von Caspar David Friedrich bis Ai Weiwei“ an. Ausgerechnet in der Autostadt Wolfsburg findet diese großangelegte kunst- und kulturhistorisch untermauerte sowie dialektisch sich gebende Präsentation mit 160 Arbeiten von 85 Künstlern statt, deren Geschichte zunächst vor Allem als eine Geschichte der Beschleunigung erscheint.


Seit dem 19. Jahrhundert bis zur Moderne hat die Entwicklung immer schnellerer Transportmittel, kürzerer und weiter reichender Kommunikationswege sowie optimierter Produktionsverfahren das Lebenstempo kontinuierlich erhöht. Selbst die Kunst hat als Avantgarde –- angefangen von der späteren komplementären Romantik über den Impressionismus und Futurismus, den abstrakten Expressionismus bis zur kinetischen Kunst der 50-iger Jahre und zur Medienkunst –- das Rad der Erfindungen und Expansionen in Schwung gehalten.


Geringe Beachtung dagegen fand die Suche nach der Entschleunigung, deren Begriff erstmals 1979 von Jürgen von Scheidt geprägt wurde. Während man schon um 1900 vom Zeitalter der Nervosität sprach, wächst heute im Zeitalter der Globalisierung, des Turbo-Kapitalismus, der Digitalisierung und des Internets deutlich zunehmend das Bedürfnis nach Entspannungstechniken, gesunder Ernährung, Führung eines einfachen Lebens und ruhebringender Freizeitbeschäftigungen. Zeitknappheit, Zersplitterung sowie Stress und Ausgebranntsein fordert seine Enschleunigung.
Und gerade diese vom Kunstkreis auserwählte Ausstellung zum Kunstmuseum in Wolfsburg trifft den Nerv der Gesellschaft und des Einzelnen. Die Fülle der künstlerischen Beispiele zeigt, dass die Geschichte der Moderne auch immer eine Geschichte komplementärer Tendenzen von Be- und Entschleunigung war. Das Kunstmuseum Wolfsburg stellt sich nicht nur selbst als Ort der Entschleunigung zur Verfügung, sondern bietet auch Raum und Zeit für Reflexion.


Entschleunigung als Heilprinzip der Kunst? Als erstes Beispiel in der Romantik wird uns Caspar David Friedrich als Entschleuniger vorgestellt, welcher unseren Blick verlangsamen lässt, der naturnah über das Meer ins feine Licht schweift. C.D. Friedrich gegenüber zeigt sich der Romantiker William Turner als Beschleuniger, welcher als wilder, dampflokbegeisterter Brite galt.
Eine Fülle weiterer Beispiele bekannter Kunstwerke in der Kunstgeschichte bis zur Moderne weckt Neu-gierde und beantwortet viele Fragen zum Thema Be-und Entschleunigung.


Der Kunstkreis freut sich, diesen interessanten Ausstellungsbesuch zu ermöglichen. Die Busfahrt  soll am Samstag, 17. März ab 13:30 Uhr stattfinden; Rückkunft gegen 19:00 Uhr. Der Preis beträgt einschließlich Fahrt, Eintritt und Führung  je nach Beteiligung ca. 30.-- € für Mitglieder und 35.-- € für Nichtmitglieder des Kunstkreises.


Kontakt und Anmeldungen unter Hesse,
Tel. 05382/ 4385, Fax 05382/ 4350
bis spätestens 15.02.2012